Public Health, Versorgungsforschung und HTA

EU H2020 CORE-MD

CORE-MD wird die Methoden zur Bewertung von Hochrisiko-Medizinprodukten systematisch überprüfen und die EU-Zulassungsbehörden zu Methoden zur Generierung von Evidenz beraten, so dass ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Innovation, Sicherheit und klinischer Wirksamkeit erreicht wird.

CORE-MD ist ein Horizont-2020-Projekt der Europäischen Union mit der Förderungsnummer 965246, das von April 2021 bis März 2024 läuft. Das Konsortium umfasst 22 Partner und wird von der European Society of Cardiology geleitet. Es bringt medizinische Fachgesellschaften, EU-Zulassungsbehördenbehörden, nationale Public Health-Institute, benannte Stellen, Universitäten, Patientenvertreter und Health Technology Assessment Agenturen zusammen. (www.CORE-MD.eu)

Die Medizinprodukteverordnung (MDR) der Europäischen Union ist 2017 in Kraft getreten und wird seit Mai 2021 angewendet (2017/745; MDR https://eur-lex.europa.eu/eli/reg/2017/745/oj). Die MDR hat die Anforderungen an klinische Prüfungen für die Marktzulassung neuer Hochrisiko-Medizinprodukte erhöht (z. B. Anhang XV der MDR), aber die Verordnung enthält nur allgemeine Grundsätze. Die Europäische Kommission und die Koordinierungsgruppe Medizinprodukte müssen die neue Verordnung umsetzen und daher konkrete Leitlinien für die Anforderungen an klinische Prüfungen für Hochrisiko-Medizinprodukte (Klassen IIb und III) bereitstellen.  CORE-MD wird die Methoden klinischer Studien überprüfen, über alternative Designs beraten und Empfehlungen für die Aggregation klinischer Daten aus Registern und anderen „real world“-Datenquellen entwickeln. Ein wichtiges Produkt wird eine Hierarchie von Studiendesigns für Hochrisiko-Medizinprodukte.

CORE-MD besteht aus vier Arbeitspaketen. Drei Arbeitspakete konzentrieren sich auf die Entwicklung von Empfehlungen für die Generierung von Evidenz für Medizinprodukte, und ein Arbeitspaket befasst sich mit der Vernetzung und dem Aufbau eines Netzwerks, um Interessengruppen einzubinden treten.

Überblick über die Aufgaben in den CORE-MD Arbeitspaketen 1-4

 

Understanding methods used to generate clinical evidence for high-risk medical devices

1.1

Methodologies in published clinical studies of high-risk medical devices

1.2

Statistical methods for medical device studies

1.3

Regulatory utility of patient-reported outcome measures

1.4

Published regulatory guidance and expert recommendations for clinical investigations

 

New methods for generating clinical evidence

2.1

Providing evidence during the early development of high-risk medical devices

2.2

New designs for randomized clinical trials and studies of high-risk medical devices

2.3

Developing guidance for the evaluation of artificial intelligence and standalone software in medical devices

2.4

Recommendations concerning high-risk medical devices in children

 

Extracting maximal value from medical device registries and real-world evidence

3.1

Aggregating insights from registries, big data, and clinical experience

3.2

Development of a mashup for collecting clinical reports of devices from accessible trusted web sources

3.3

Study of the use of conditions for clinical evidence generation after market access

 

Networking and community building: Engaging with stakeholders

4.1

An ethics charter for medical device innovation

 

UMIT TIROL leitet die Aufgabe 1.4, die bereits bestehende Leitlinien für die Gestaltung klinischer Prüfungen für Hochrisiko-Medizinprodukte überprüft. Es gibt zahlreiche Leitfäden von Regulierungsbehörden, aber auch von Health Technology Assessment Agenturen, akademischen Forschungskonsortien und medizinischen Fachgesellschaften. Einige aktuelle Dokumente verweisen aufeinander, aber es wurde keine systematische Literaturanalyse durchgeführt, um die bestehenden Leitlinien zusammenzufassen und Abweichungen zu ermitteln. Die Ziele der systematischen Überblicksarbeit sind:

  • Identifizierung von Leitlinien für die Planung, Durchführung, Analyse und das Berichten von konfirmatorischen klinischen Prüfungen und anderen klinischen Untersuchungen für Hochrisiko-Medizinprodukte, die von Zulassungsbehörden, internationalen Normungsorganisationen, medizinischen Fachgesellschaften, akademischen Forschungskonsortien und Health Technology Assessment Agenturen stammen,
  • die Ähnlichkeiten und Unterschiede zu vergleichen und
  • Lücken für weitere Forschungsarbeiten zur Methodik klinischer Studien zu ermitteln.

Das Protokoll für die systematische Übersichtsarbeit ist unter https:// osf.io/3mf7v verfügbar.

Kooperationspartner bei Task 1.4 sind die Health Products Regulatory Authority (Irland), das Universitätsspital Bern (Schweiz), die Fundación Pública Andaluza Progreso y Salud - Andalusian Health Technology Assessment Unit (Spanien) und The European Association for Medical Devices of Notified Bodies (TEAM NB).

UMIT TIROL wird auch zur Task 2.2 beitragen, die vom Uppsala Clinical Research Center, Schweden, geleitet wird. Task 2.2 überprüft und entwickelt Empfehlungen für neue Designs für klinische Studien mit Hochrisiko-Medizinprodukten. Für die Bewertung von Arzneimitteln gibt es bereits ausführliche Leitlinien des International Council for Harmonisation of Technical Requirements for Pharmaceuticals for Human Use (ICH), die für die Marktzulassung in der Europäischen Union rechtsverbindlich sind (https://www.ich.org/). Im Allgemeinen gelten viele Grundsätze des Studiendesigns auch für Medizinprodukte, aber es gibt einige Merkmale von Medizinprodukten, die die Umsetzung von Prinzipien des Studiendesigns für Arzneimittel in Frage stellen können, und daher sollten Leitlinien für das Studiendesign von Hochrisiko-Medizinprodukten auf solche Fragen eingehen.

Medizinprodukte zeichnen sich durch eine schrittweise Entwicklung aus, typischerweise durch Produktmodifikationen mit kurzen Lebenszyklen. Die Verblindung der Behandlungsarme kann durch den physikalischen Wirkmechanismus eines Produkts verhindert werden. Gleiche Rekrutierung und Eignung der Operateure in den Studienarmen zu erzielen, kann aufgrund der Präferenzen von Anbietern und Patienten schwierig sein. Implantate können langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Patienten haben, z. B. durch späte Implantatausfälle, die in der Regel in Registern und nicht im Rahmen klinischer Studien erfasst werden. Darüber hinaus ist der Einsatz von Implantaten oft mit hochinvasiven Verfahren verbunden, die das Risiko von Komplikationen bei Operationen beinhalten. Auch kontextabhängige Faktoren wie individuelles und institutionelles Lernen müssen möglicherweise berücksichtigt werden, um die Wirkung des Eingriffs zu quantifizieren und eine angemessene Umsetzung der Ergebnisse zu gewährleisten. Neue Studiendesigns wie registerbasierte oder adaptive Studiendesigns oder die Verwendung objektiver Leistungskriterien für seit langem etablierte Geräteklassen sind vorgeschlagen worden, um einige dieser Herausforderungen zu bewältigen. Solche Entwicklungen sollten bei den Empfehlungen für Studiendesigns berücksichtigt werden. Gemeinsam mit den anderen Partnern in Task 2.2 - der Universität Oxford, der European Society of Cardiology, the European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology, the European Academy of Paediatrics,, dem Universitätsspital Bern, Leiden University Medical Center, und dem European Patients’ Forum  wird UMIT TIROL neue Studiendesigns durchsehen und alle etablierten und neuen Studiendesigns zur systematischen Sammlung klinischer Daten für Hochrisiko-Medizinprodukte in eine Hierarchie nach ihrem klinischen Nutzen und ihrer Zuverlässigkeit einstufen.

Projektleitung an der UMIT TIROL:

Dr. Dipl.-Biol. Petra Schnell-Inderst petra.schnell-inderst@umit-tirol.at

Prof. Dr. Uwe Siebert, MPH, MSc uwe.siebert@umit-tirol.at

Das Budget für das gesamte CORE-MD-Projekt beträgt ca. 2,36 Mio. Euro. 

 

 

 

Partner im CORE-MD-Konsortium


EUROPEAN MEDICAL PROFESSIONAL ASSOCIATIONS
* European Society of Cardiology, France
* European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology, Switzerland
* Biomedical Alliance in Europe, Belgium
* European Academy of Paediatrics, Belgium

EUROPEAN UMBRELLA ORGANISATION FOR PATIENTS’ GROUPS
* European Patients’ Forum, Belgium

ACADEMIC INSTITUTIONS
* Leiden University Medical Center, Netherlands
* The University of Oxford, UK
* Uppsala Clinical Research Center, Sweden
* Royal College of Surgeons of Ireland, Ireland
* Insel Gruppe AG - Bern University Hospital, Switzerland
* Katholieke Universiteit Leuve, Belgium
* UMIT TIROL - University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology, Austria
* University of Gothenburg, Sweden
* Politecnico di Milano, Italy

NATIONAL REGULATORY AUTHORITIES OF EU MEMBER STATES
* Health Products Regulatory Authority, Ireland
* Danish Medicines Agency, Denmark
* Urząd Rejestracji Produktów Leczniczych, Poland

NATIONAL PUBLIC HEALTH INSTITUTES
* The National Institute for Public Health and the Environment, Netherlands
* Istituto Superiore di Sanità, Italy

HEALTH TECHNOLOGY ASSESSMENT AGENCIES
* Austrian Institute for Health Technology Assessment, Austria
* Fundación Pública Andaluza Progreso y Salud – Andalusian Health Technology Assessment Unit, Spain

TRADE ASSOCIATIONS OF EUROPEAN NOTIFIED BODIES
* The European Association for Medical Devices of Notified Bodies, Belgium