Musik gegen Einsamkeit

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Musik gegen Einsamkeit: Psychologin der UMIT TIROL erforscht emotionale Wirkung von Musik auf soziale Ausgrenzung

Musik tröstet, verbindet – und könnte sogar gegen die Folgen sozialer Ausgrenzung helfen. Daran arbeitet die Psychologin Univ.-Ass. Antonia Eberharter, MSc. am Institut für Psychologie an der Privatuniversität UMIT TIROL. In ihrer Dissertation untersucht sie, wie Musik emotionale Reaktionen nach sozialer Exklusion beeinflusst – also Gefühle wie Einsamkeit, Traurigkeit oder Wut, wenn Menschen gezielt ausgegrenzt werden. Ihre Forschung wird durch das Land Tirol über die Tiroler Nachwuchswissenschaftler*innenförderung (TNF) unterstützt.

„Musik begleitet mich, seit ich denken kann“, sagt Eberharter. Bereits in der Schule machte sie erste Selbstversuche, hörte unterschiedliche Musikstile und beobachtete, wie sich ihr Verhalten, ihre Stimmung und sogar ihre Kleidung veränderten. Heute geht sie diesen Fragen wissenschaftlich nach – mit Experimenten, in denen Teilnehmer*innen gezielt ausgeschlossen werden und dabei Musik hören. In ihrer Dissertation wählt Eberharter einen sozialpsychologischen Ansatz und stellt die Frage, ob Musik einen Einfluss auf die negativen Folgen von sozialer Exklusion hat und ob sie die dadurch entstehenden Gefühle wie Einsamkeit, Traurigkeit oder Aggression beeinflusst. In mehreren Experimenten will sie untersuchen, ob fröhliche, traurige oder auch die Lieblingsmusik die Konsequenzen von sozialer Exklusion verändern kann.

Eines der Experimente ist das sogenannte „Cyberball“-Spiel. Dabei werfen virtuelle Mitspieler*innen einer Person entweder regelmäßig oder gar nicht den Ball zu. So entsteht das Gefühl, einbezogen oder ausgeschlossen zu sein. Während und nach dem Spiel hören die Proband*innen verschiedene Musikstücke – von Beethovens „Mondscheinsonate“ über Rossinis Wilhelm Tell bis zu „Uptown Funk“ von Bruno Mars. Danach geben sie Auskunft über ihr Selbstwertgefühl, ihre Emotionen und ihr Erleben der Situation. Auch andere Exklusionsszenarien werden getestet: etwa in textbasierten Jobumgebungen oder auf Onlineplattformen, auf denen Likes verteilt werden – oder eben nicht.

Langfristig könnten die Ergebnisse der Forschung von Eberharter in Beratung, Therapie oder Prävention eingesetzt werden. „Musik ist leicht verfügbar und emotional stark – das macht sie zu einem interessanten Werkzeug für die psychologische Praxis“, sagt Eberharter. Schon während der Corona-Pandemie zeigten Studien, dass Musik Menschen geholfen hat, mit Isolation und schlechter Stimmung umzugehen.

Neben den sozialen Effekten interessiert sich Eberharter auch für die Frage: Beeinflusst Musik, wie wir andere Menschen wahrnehmen? Etwa, ob wir Gesichter als attraktiver empfinden, wenn im Hintergrund romantische Musik läuft? Erste Tests deuten an, dass auch hier die Musik eine Rolle spielt.

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