Warum wir lachen – Einblicke aus der Humorforschung
Lachen verbindet, schützt und kritisiert – Erkenntnisse der Psychologin Dr. Ursula Beermann zeigen, wie komplex und vielschichtig Humor wirklich ist.
Warum finden wir etwas lustig? Warum lachen manche über schwarzen Humor, andere nicht? Und wie funktioniert Lachen im Gehirn? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Wissenschaftlerin Univ.-Ass. Dr. Ursula Beermann vom Institut für Psychologie der Tiroler Privatuniversität UMIT TIROL. Im Rahmen des Podcasts “SinnTalks“ des Spin-off Unternehmens Sinnmacher unternahm die Humorforscherin jetzt eine spannende Reise durch die Psychologie des Humors, die nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Schmunzeln bringt. Der Podcast „Existentielle Fragen & Humor als Antwort: Dr. Ursula Beermann (UMIT TIROL) im SinnTalk“ ist auf Youtube und Spotify zu hören.
„Lachen ist kein einfacher Reflex“
Ein Humorzentrum im Gehirn gibt es nicht – vielmehr sind beim Verstehen eines Witzes mehrere Regionen beteiligt. Besonders bei komplexen Pointen laufen kognitive Prozesse ab, bei denen unser Gehirn nach einer logischen Auflösung sucht. Gleichzeitig reagiert das limbische System, das ist jener Teil des Gehirns, das hauptsächlich für die Verarbeitung von Emotionen, die Motivation und das Gedächtnis verantwortlich ist, emotional und je nach Stimmung fällt das Lachen leichter. „Das bedeutet, dass je nach Humorform – etwa klassischer Witz, Nonsens oder Wortspiele – unterschiedliche Hirnregionen aktiviert werden. Lachen ist also kein einfacher Reflex, sondern das Ergebnis komplexer kognitiver Prozesse“, erklärt Dr. Ursula Beermann.
Was Menschen witzig finden, hängt stark von individuellen Faktoren ab. Dabei beeinflussen Persönlichkeitsmerkmale, politische und religiöse Einstellungen sowie biografische Erfahrungen das Humorverständnis. Ein Beispiel: Wer etwa als Kind verspottet wurde, empfindet ähnliche Scherze später als verletzend. Humor ist also immer auch ein Spiegel gesellschaftlicher Prägung.
Aggressiver Humor kann ausgrenzen
Humor kann verbinden, aber auch verletzen. Während gemeinsame Lacher Beziehungen stärken, kann aggressiver Humor ausgrenzen. Dennoch hat auch schwarzer oder sarkastischer Humor seinen Platz: Wenn er Missstände entlarvt, erfüllt er eine gesellschaftskritische Funktion – etwa in Karikaturen oder Satireformaten. Ein interessantes Phänomen ist selbstabwertender Humor. Er kann psychisch entlastend wirken oder als Zeichen innerer Konflikte gedeutet werden. Entscheidend ist die Haltung: Wer sich selbst mit wohlwollender Ironie begegnet, verarbeitet Rückschläge oft gelassener.
Univ.-Ass. Dr. Ursula Beermann forscht und lehrt am Institut für Psychologie der Privatuniversität UMIT TIROL im Fachbereich Angewandte Psychometrie und Emotion. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Ästhetische Emotionen (Emotionen im Bereich Kunst, Musik, Hörbücher), Emotion und Prosozialität (Verhalten, das auf das Wohl anderer ausgerichtet ist) und Humor und Lachen.