Kommunikation mit Angehörigen (KOMMA-TIROL)

Kommunikation mit Angehörigen (KOMMA-TIROL)

Angehörige sind wichtige Wegbeleiter in der Betreuung von kranken Menschen und bilden das Fundament für eine stabile Betreuung. Sie entsprechend ihren Bedürfnissen zu unterstützen und zu begleiten trägt dazu bei, die häusliche Versorgung zu gewährleisten und Belastungen zu reduzieren.

Dem Land Tirol und den Tiroler Sozialversicherungen ist es ein Anliegen, die Angehörigen in dieser herausfordernden Situation bestmöglich zu unterstützen. Seit September 2019 gibt es in Tirol eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung. Nun sollen die Angehörigen von schwer kranken, sterbenden Menschen noch mehr gestärkt werden. Die Landes-Zielsteuerungskommission hat beschlossen, das Projekt Kommunikation mit Angehörigen (KOMMA-Tirol) in der häuslichen Palliativversorgung umzusetzen und das Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol damit beauftragt.

In Kooperation mit dem Department für Pflegewissenschaft und Gerontologie der Tiroler Privatuniversität UMIT TIROL wird das Projekt mit allen Mobilen Palliativteams (MPTs) in Tirol umgesetzt.  

 

KOMMA-Tirol

Im September 2019 wurde das Projekt den Mobilen Palliativteams vorgestellt. In jedem Team sind seither Angehörigenbeauftragte im Einsatz, die sich besonders für die Umsetzung des Projektes einsetzen und als Ansprechpartner*innen zur Verfügung stehen.

Zwei Pilotteams starteten im Dezember mit dem KOMMA-Ansatz zur Unterstützung von Angehörigen in der häuslichen Palliativversorgung. Nach einer Vorbereitungsphase wurden alle Mitarbeiter*innen geschult und erprobten die Umsetzung in der Praxis. Die Erkenntnisse aus der Pilotphase mündeten in eine Strategie für die Umsetzung den anderen Tiroler MPTs.

Eine partizipative Zusammenarbeit ist die Grundlage für eine gute weitere Entwicklung des Projekts. Zentrales Instrument des Austauschs, der Reflexion und Evaluation bilden dabei die Projektforen, die über das Projekt verteilt fünf Mal stattfinden. An diesen überregionalen Zusammenkünften der Projektleitung, des wissenschaftlichen Teams und der Angehörigenbeauftragten der MPT´s werden sowohl die Implementationserfahrungen als auch die Evaluationsergebnisse eingebracht, um Wissen zu generieren und die Qualität der Implementierung zu stärken.

Die Dokumentation der Angehörigenarbeit im elektronischen Dokumentationssystem PalliDoc erweist sich bereits jetzt als gutes Instrument zur Evaluierung und ist ein wichtiger Punkt für die Nachhaltigkeit von KOMMA-Tirol. Die tirolweite Ausrollung befindet sich wie geplant in der Umsetzung.

 

ZIEL von KOMMA-Tirol

Durch KOMMA-Tirol wird die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter*innen in den MPTs noch stärker in Richtung Bedürfnisse der Angehörigen gelenkt und die Angehörigen wiederum sehen, dass man sich für ihre Belange interessiert und diese aufgreift.

 

Was ist KOMMA?

KOMMA ist ein evidenzbasierter strukturierter Ansatz zur Unterstützung von Angehörigen in der häuslichen Palliativversorgung (Kreyer, Pleschberger, 2018). Im Rahmen eines Assessmentprozesses wird die Selbstreflexion und Selbsteinschätzung von Unterstützungsbedürfnissen genutzt, um Angehörige zu stärken und zu ermutigen. Ihre Anliegen können dadurch frühzeitig aufgegriffen und sie gezielt unterstützt werden. Dabei werden neben Unterstützungsbedarf bei der Versorgung der erkrankten Person auch die Anliegen der Angehörigen selbst angesprochen, etwa in Bezug auf die eigene Gesundheit oder die Organisation des Alltagslebens.

Der KOMMA-Ansatz wurde in England entwickelt (Carer Support Needs Assessment Tool/CSNAT) und validiert (Ewing & Grande, 2015; Ewing et al., 2013). In zwei experimentellen Studien zeigten Angehörige signifikant geringere Belastungen und bessere psychische und physische Gesundheit als Angehörige, bei denen der Ansatz nicht angewandt wurde (Grande et al., 2015; Aoun et al., 2015).

In einem 3-jährigen Modellprojekt in Nordrhein-Westfalen (gefördert von der Stiftung Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen) wurde der KOMMA-Ansatz für den deutschsprachigen Raum übertragen und erfolgreich erprobt (Pleschberger, Kreyer, 2018). Tirol ist das erste Bundesland in Österreich in dem KOMMA umgesetzt wird und nimmt damit eine Vorreiterrolle in der Unterstützung pflegender Angehöriger von Palliativpatient*innen ein.

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