Psychologie und Sportmedizin

Was wird beim mentalen Training gelernt?


Projektleitung: M. Rieger,
Projektbeginn: 05.2018 - 11.2021

Inhalt: Mentales Training beinhaltet die systematische und wiederholte Anwendung von Bewegungsvorstellungen (die Vorstellung von Bewegungen ohne diese auszuführen) mit dem Ziel die Leistung zu verbessern. Es ist unklar, welche Aspekte einer Aufgabe beim mentalen Training gelernt werden und ob das Lernen ähnlich zum physischen Training verläuft. Eine Möglichkeit dies zu untersuchen ist Transfer auf ähnliche Situationen zu testen, beispielsweise ob das Lernen einer Fertigkeit mit einer Hand auch einen positiven Effekt auf die Leistung der anderen Hand hat (intermanueller Transfer). Intermanueller Transfer tritt unter anderem auf, wenn man gewöhnlich die Gangschaltung eines Autos mit der rechten Hand bedient, dann jedoch in einem britischen Auto die Gangschaltung mit links bedienen muss.

 

Forschungsfragen: Bewegungsrepräsentationen könnten nach mentalem Training flexibler sein als nach physischem Training. Führt dies dazu, dass nach mentalem Training mehr intermanueller Transfer als nach physischem Training auftritt? Hängt dies davon ab, wie lange eine Fertigkeit geübt wurde? Ist intermanueller Transfer einfacher wenn räumlich gleiche Bewegungen oder wenn Spiegelbewegungen ausgeführt werden? Tritt intermanueller Transfer von der dominanten zur nichtdominanten Hand auf und umgekehrt? Hat es einen Einfluss auf intermanuellen Transfer, ob man beim mentalen Training primär auf visuelle oder auf kinästhetische Informationen achtet? Spielt unterschwellige Muskelaktivität während des mentalen Trainings eine Rolle für intermanuellen Transfer? Hängt intermanueller Transfer von der Art der trainierten Aufgabe ab?

 

Methoden: In den Experimenten trainieren Personen entweder physisch, mental oder eine andere Aufgabe (Kontrolle). In einigen Experimenten wird zusätzlich zwischen visuellem und kinästhetischem mentalem Training unterschieden. Das Training findet entweder mit der dominanten oder nichtdominanten Hand statt. In den ersten vier Sitzungen (drei bis vier Tage Abstand) werden verschiedene Tests und das Training durchgeführt. In der fünften Sitzung (zwei Wochen nach Sitzung 1) werden weitere Tests durchgeführt. Einen Monat später werden die Teilnehmer wiederum getestet um die Stabilität der Trainingseffekte zu erfassen. Es werden unterschiedliche Aufgaben verwendet. Erhoben werden Verhaltensdaten (Reaktionszeiten, Bewegungszeiten und Fehler) und (unterschwellige) Muskelaktivität.

 

Wissenschaftliche Innovation: Mentales Training ist im Sport weit verbreitet und wird seit kurzem auch in der motorischen Rehabilitation angewendet. Man weiß jedoch wenig über die zugrundeliegenden Prozesse des Fertigkeitserwerbs. Die Ergebnisse aus dem Projekt werden das Wissen über mentales Training verbessern und zu einer soliden empirischen und theoretischen Basis für die Anwendung von mentalem Training beitragen.

 

 

https://riegerfwf.umit-tirol.at/indexP30488.html