campus magazin 2025

UMIT TIROL [campus] 16 Fotos: Andreas Friedle Das Institut für Public Health, Medical Decision Making und Health Technology Assessment (HTA) der Privatuniversität UMIT TIROL ist aktuell Partner in zehn EU-Projekten, eine beeindruckende Anzahl. Wie kommt es dazu? UWE SIEBERT: Das ist in der Tat eine sehr erfreuliche Entwicklung. Sie beruht auf mehreren zentralen Faktoren, die uns zu einem gefragten Partner auf europäischer Ebene machen. Erstens: Die Themen, mit denen wir uns befassen – Public Health, Prävention, Gesundheitsförderung, Früherkennung, datenbasierte Entscheidungsfindung, evidenzbasierte Gesundheitspolitik und seit Kurzem auch Klimawandel und Gesundheit –, sind hochrelevant, wissenschaftlich wie gesellschaftlich. Zweitens: Unsere wissenschaftliche Arbeit steht für Qualität, Verlässlichkeit und methodische Sorgfalt. Genau das schätzen unsere Projektpartner. Und drittens: Public Health ist eine Multidisziplin – unsere Teammitglieder kommen aus Public Health, Medizin, Pflegewissenschaft, Epidemiologie, Biostatistik, Naturwissenschaften, Psychologie, Ökonomie, Rechtswissenschaft, Management usw. Das weckt breites Interesse in der Bevölkerung und bei Fördergebern. Die FFG gratulierte uns kürzlich dazu, dass wir wesentlich zur Stärkung und Sichtbarkeit Österreichs in der Forschungslandschaft beitragen. Auch für das Land Tirol ist das eine gute Nachricht: Jeder Euro aus öffentlichen Mitteln, der in unser Institut fließt, wird durch europäische Forschungsförderung auf das Drei- bis Vierfache vermehrt. Können Sie in kurzen Worten die Schritte einer Modellierung an einem konkreten Beispiel skizzieren? SIEBERT: Modellierungen fügen Daten aus verschiedenen Quellen systematisch und valide zusammen und liefern so umfassendere Erkenntnisse als einzelne klinische Studien. Nehmen wir die chronische Hepatitis C – auch Silent Killer genannt, da sie unbemerkt fortschreiten und unbehandelt zu Leberkrebs oder tödlichem Leberversagen führen kann. Modellierungen beginnen mit Fragen wie: Was bringt der breite Einsatz neuer, wirksamer, aber teurer Medikamente bei symptomfreien Infizierten langfristig für Betroffene und Gesellschaft? Wie sieht die Nutzen-Risiko-Kosten-Balance aus? Dafür entwickeln wir ein sogenanntes entscheidungsanalytisches Computermodell, das den Krankheitsverlauf unter verschiedenen Therapieoptionen abbildet – von der Progression ohne Therapie über die Ansprechrate mit Therapie bis zur Langzeitsterblichkeit. Das Modell speisen wir dann mit Daten aus Studien, Registern und Versorgungsstatistiken: Wie viele sind betroffen? Wie gut wirkt die Modellieren für Europa Uwe Siebert über die Kunst des Modellierens und die zahlreichen nationalen und internationalen Forschungskooperationen am Institut für Public Health, Medical Decision Making und Health Technology Assessment. Ein frühes Highlight war ONCOTYROL, ein großes Forschungsnetzwerk zu modernen Methoden der personalisierten Krebstherapie und -prävention. Es handelte sich um ein Konsortium aus zahlreichen nationalen und internationalen Partnern mit einem Fördervolumen von über 40 Millionen Euro. Ich sollte den Bereich HTA aufbauen und leiten. Wir setzten uns in einem hochkompetitiven Auswahlverfahren durch und wurden von der FFG gefördert. Wir konnten daraufhin mit exzellenten Wissenschaftler*innen der beiden Tiroler Universitäten zusammenarbeiten und mit HTA einen damals fehlenden, aber essenziellen Baustein zur Gesamtvision beitragen. Diese enge Kooperation mit den Tiroler Universitäten besteht bis heute. Uwe Siebert „ PUBLIC HEALTH, VERSORGUNGSFORSCHUNG & HTA

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