15 UMIT TIROL [campus] Foto, generiert mit KI: AdobbeStock/ Andrii_Hrabchuk Im Kampf gegen den Klimawandel gewinnen erneuerbare Energien weltweit an Bedeutung, rund um den Globus gilt es aber auch, intakte Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu bewahren, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. „Unsere Forschung setzt genau an dieser Schnittstelle zwischen Klima- und Artenschutz an“, sagt Christof Happ, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mess- und Sensortechnik der Privatuniversität UMIT TIROL. Seine Arbeit ist rund um das Konfliktfeld zwischen Windkraftanlagen und Fledermäusen sowie Vögeln angesiedelt, ein Thema, das Institutsleiter Alexander Sutor 2017 an die UMIT TIROL gebracht hat. „Bei neuen Technologien wie der Windkraft gilt es immer zu beachten, welchen Schaden sie potenziell anrichten können“, sagt Sutor. Windkraftanlagen etwa stellen für Vögel und die europaweit unter Schutz stehenden Fledermäuse eine Gefahr dar, direkte Kollisionen oder das Barotrauma – Verletzungen der inneren Organe durch schnelle Wechsel des Luftdrucks – führen zu sogenannten Schlagopfern. Die Zahl jener so gering wie möglich zu halten und somit den Einsatz erneuerbarer Energie mit dem Artenschutz in Einklang zu bringen, ist Ziel zahlreicher wissenschaftlicher Projekte. So ist das Team der UMIT TIROL etwa an NatForWINSENT – gefördert vom deutschen Bundesamt für Naturschutz – beteiligt. „Dabei handelt es sich um ein Projekt zur Naturschutzbegleitforschung“, berichtet Happ. Den Forscher*innen steht dafür auf der Schwäbischen Alb ein eigenes Windenergietestfeld mit zwei Windkraftanlagen inklusive Messmasten zur Verfügung. Ein Aspekt des breit angelegten NatForWINSENT widmet sich dem Verhalten von Fledermäusen rund um Windkraftanlagen. Aktuelle Schutzmaßnahmen, so Happ, berücksichtigen nur einfache Modelle, um einen möglichst hohen Artenschutz bei geringen Energieeinbußen zu gewährleisten – „sowohl Anlagenbetreiber als auch Naturschützer*innen wollen mehr.“ Mehr Wissen ist daher notwendig, die UMIT TIROL liefert dafür die Flugbahndaten durch Stereo-Thermografie. „Für die 3D-Erfassung benutzen wir zwei Wärmebildkameras“, erzählt Happ. Dafür wurde eine eigene Methode entwickelt, um die weit auseinander positionierten Kameras mit Hilfe von Drohnen zu kalibrieren. „Von Mai bis Oktober 2024 konnten wir damit täglich die Flugbahnen der Fledermäuse aufzeichnen. Das ist ein weltweit einzigartiger 3D-Wärmebilddatensatz“, berichtet Sutor. Aktuell wird dieser mit an dem Projekt beteiligten Biolog*innen ausgewertet, um mehr über das Flugverhalten der Fledermäuse zu erfahren, daraus Rückschlüsse auf den Anlagenbetrieb zu ziehen und noch weniger Tiere zu gefährden. Genauere Daten erwartet sich Christof Happ zudem von der „Fledermaussaison“ 2025: „Die Windkraftanlagen am Testfeld können inzwischen in verschiedenen Betriebsmodi laufen. Wir können also beobachten, ob sich das Verhalten der Fledermäuse z. B. bei Volllastbetrieb ändert.“ Diese biologischen Frageklärungen seien wichtig, so das Team der UMIT TIROL, um in beiden Richtungen effizienter zu werden. Und das nicht nur am Land. „Manche Fledermausarten haben ein Zugverhalten wie Vögel und fliegen im Winter Richtung Süden. Dabei überqueren sie teilweise Meere und treffen auf Offshore-Windparks“, weiß Institutsmitarbeiterin Johanna Hetterscheidt. Hier würden noch entsprechende Daten fehlen, dazu kommen noch die viel größeren Anlagen, die mehr Luftschichten beeinflussen würden, deutet Christof Happ zukünftige Vorhaben des Instituts für Mess- und Sensortechnik an. Forschung an der Schnittstelle Eine an der Privatuniversität UMIT TIROL entwickelte Methode erfasst das Flugverhalten von Fledermäusen rund um Windkraftanlagen in 3D. Die Daten sollen die Koexistenz von Windkraft und Artenschutz verbessern. Windkraftanlagen stellen für Fledermäuse (und Vögel) eine Gefahr dar. Um diese so gering wie möglich zu halten, werden Gegenmaßnahmen getroffen, etwa das nächtliche Abschalten von Anlagen bei wenig Wind. „Einerseits wäre der Energieertrag gering, andererseits ist die Fledermausdichte groß“, weiß Christof Happ. Gemeinsam mit Kolleg*innen des Instituts für Mess- und Sensortechnik arbeitet er an Methoden, um das Flugverhalten von Fledermäusen zu erfassen. Die daraus gewonnenen Daten sollen zu noch besseren Artenschutzmaßnahmen führen. „ MESS- UND SENSORTECHNIK
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