campus Magazin der Tiroler Privatuniversität UMIT TIROL Ausgabe 01 / 2025
UMIT TIROL [campus] 2 EDITORIAL In der neuesten Ausgabe des Campus Magazin informieren wir Sie über Aktuelles und Interessantes aus der UMIT TIROL – Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und -technologie. Seit der Gründung im Jahr 2002 hat sich die Privatuniversität in ihren Kernbereichen in der universitären Lehre und Forschung stetig weiterentwickelt. Basis für diese Weiterentwicklung sind motivierte, engagierte und hochqualifizierte Mitarbeiter*innen. Eine Auswahl der Arbeit dieser Mitarbeiter*innen möchten wir in diesem Campus Magazin präsentieren. In der vom Land Tirol beauftragten Analyse des Hochschulstandortes Tirol wurde bei deren Veröffentlichung im Jänner festgestellt, dass die Privatuniversität UMIT TIROL in der Forschung exzellent arbeitet. Im Campus Magazin erläutert die Tiroler Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele in einem Interview die Bedeutung der Universitäten und Hochschulen für Tirol und analysiert die Stärken und Herausforderungen des Hochschulstandortes. Als Privatuniversität UMIT TIROL sind wir Teil hochkarätiger internationaler Forschungsprojekte, wir arbeiten in Österreich mit den wesentlichen Forschungsförderungsgesellschaften zusammen und wir kooperieren in der Forschung auch mit namhaften Unternehmen aus dem In- und Ausland. Im Campus Magazin stellen wir ausgewählte Projekte vor, wie zum Beispiel die jahrelange Forschungskooperation mit dem Jenbacher Team der INNIO Group, unseren Forschungsschwerpunkt Klimawandel und Hitze, in dessen Rahmen die UMIT TIROL in EU-Projekten mit internationalen Partnern zusammenarbeitet, sowie das Projekt Reden wir drüber, das von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft finanziell gefördert wird. Ein zentraler Baustein der Privatuniversität UMIT TIROL ist die laufende Weiterentwicklung unseres wissenschaftlichen Nachwuchses in den Kernbereichen Forschung und Lehre. Im Campus Magazin berichten zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen über ihre Forschungsvorhaben, welche vom Land durch die Nachwuchsforscher*innenförderung unterstützt werden. Wir haben uns bemüht, im Campus Magazin einen interessanten Querschnitt an Themen für Sie aufzubereiten, und hoffen, Ihr Interesse an Themen und Inhalten unserer UMIT TIROL zu wecken. Ich wünsche Ihnen beim Lesen interessante Einblicke in die Vielfalt der UMIT TIROL. Ihr Univ.-Prof. i.R. Rudolf Steckel interim. Rektor und Geschäftsführer der UMIT TIROL Liebe Leserinnen und Leser! impressum Herausgeber & Medieninhaber: UMIT TIROL – Private Universität für Gesundheitswissenschaften und -technologie GmbH Eduard-Wallnöfer-Zentrum 1 | A-6060 Hall in Tirol | Tel: +43 50-8648-3000 Mail: marketing@umit-tirol.at | Web: www.umit-tirol.at Verleger: KULTIG Werbeagentur KG – Corporate Publishing | Sparkassenplatz 2 | 6020 Innsbruck | www.kultig.at Projektleitung: Abteilung Marketing und Kommunikation – Hannes Schwaighofer Redaktion: Andreas Hauser, Hannes Schwaighofer Layout & Bildbearbeitung: Andreas Hauser, Stefanie Steiner Fotografie: Andreas Friedle, UMIT TIROL Druck: Alpina Druck GmbH | Haller Straße 121 | 6022 Innsbruck PEFC/06-39-364/31 www.pefc.at Coverfoto: Andreas Friedle; Foto: UMIT TIROL / Kern
3 UMIT TIROL [campus] INHALT Fotos: Andreas Friedle (3) In ruhige Gewässer führen Rudolf Steckel, seit Oktober 2024 interimistischer Rektor der Privatuniversität UMIT TIROL, erinnert sich im Interview an seine ersten Eindrücke im Haus und spricht über die Positionierung der Universität in Forschung und Lehre sowie die Sicht eines Betriebswirts auf das Budget. Die Hochschule im Fokus 06 Als moderne Gesundheitsuniversität hat sich die Tiroler Privatuniversität UMIT TIROL auf die neuen Berufs- und Forschungsfelder und damit auf die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen und in der Technik spezialisiert. Tirol als zukunftsorientierter Wissenschaftsstandort 08 Tirols Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele über die Tiroler Hochschulen als Motoren für Innovation und Forschung, die Bedeutung der Nachwuchsförderung und die Rolle der UMIT TIROL in der Hochschullandschaft. Nicht an der Realität vorbei 10 Ob webbasierte Patient*innenportale die Patient*innenzufriedenheit erhöhen, kann mit gängigen Methoden nur unzureichend erforscht werden. Michelle Bindel wählt daher einen anderen Weg – das Wirkmodell. Optimale Regelung 12 Forscher*innen des Instituts für Automatisierungs- und Regelungstechnik arbeiten gemeinsam mit dem Jenbacher Team der INNIO Group an der Optimierung von motorenbasierten Technologien. Forschung an der Schnittstelle 15 Eine an der Privatuniversität UMIT TIROL entwickelte Methode erfasst das Flugverhalten von Fledermäusen rund um Windkraftanlagen in 3D. Die Daten sollen die Koexistenz von Windkraft und Artenschutz verbessern. Modellieren für Europa Uwe Siebert spricht im Interview über die Kunst des Modellierens, das Alleinstellungsmerkmal des Instituts für Public Health, Medical Decision Making und Health Technology Assessment sowie die zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsprojekte, an denen die Forscher*innen beteiligt sind. Die Kluft zwischen Wissen und Handeln schließen 18 Mit dem Forschungsschwerpunkt Klima und Gesundheit arbeitet die UMIT TIROL an der Entwicklung innovativer Lösungen, um die Gesundheit der Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Musik als Trostpflaster 20 Hat Musik Einfluss auf die negativen Folgen von Sozialer Exklusion? Beeinflusst sie dadurch entstehende Gefühle wie Einsamkeit, Traurigkeit oder Aggression? Antworten auf diese Fragen sucht die Psychologin Antonia Eberharter. Bei Eiseskälte und Affenhitze 22 Sport unter extremen Umweltbedingungen steht am Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus im Fokus. Von Vorteil ist dabei der direkte Kontakt zu Athlet*innen, die am Institut leistungsdiagnostisch betreut werden. Gondelgespräche 24 Millionen von Gästen kommen nach Tirol, um sich zu bewegen. Vor Ort wird der letzte Kilometer aber meist mit dem Auto zurückgelegt. Warum das so ist, wollen Elisabeth Happ und Ursula Scholl-Grissemann wissen. Eine Blaue Zone in Tirol 26 Ein Team der UMIT TIROL rund um Gerhard Müller und Harald Stummer erstellte für die Stadt Innsbruck die Pflegestrategie 2033. Diese soll die Basis für eine zielgerichtete und zukunftsorientierte Pflegeversorgung schaffen. Reden wir drüber Christiane Kreyer und ihre Forschungskolleginnen wollen mithelfen, Palliativversorgung als integralen Bestandteil des Gesundheitswesens zu etablieren und dadurch die Lebensqualität von Krebspatient*innen zu verbessern. Das Augenmerk liegt dabei auf Kommunikation, um das Sprechen über Tabuthemen wie Tod und Sterben zu erleichtern. [ seite 04 ] [ seite 16 ] [ seite 28 ]
UMIT TIROL [campus] 4 FORSCHUNG, LEHRE & UNIVERSITÄT Sie wurden im Oktober 2024 zum interimistischen Rektor der UMIT TIROL ernannt – was waren Ihre ersten Eindrücke? RUDOLF STECKEL: Diese waren am ersten Tag beim Rundgang. Ich bin mit, sagen wir, gemischten Gefühlen hierher gekommen und durch das ganze Haus, in alle Büros gegangen. Der Eindruck war, dass alle etwas angespannt waren, auf der anderen Seite aber sehr entgegenkommend. Das hat mich doch beruhigt, man weiß ja nicht, wie es sich entwickeln wird, wenn man als Fremder ins Haus kommt. Auch im Rektoratsbüro habe ich Unterstützung gespürt. Was war Ihnen von der UMIT TIROL bekannt? STECKEL: Einige frühere Mitarbeiter*innen von mir wirkten in der Lehre mit und sind auch heute noch hier. Von dieser Seite habe ich positive Rückmeldungen erhalten. Daher wusste ich, dass von der Lehre her gut gearbeitet wird. Von der Wissenschaft im Haus wusste ich wenig, das ist auch nicht unbedingt mein Fachgebiet. Und wie ist der Eindruck heute, fast ein halbes Jahr später? STECKEL: Eigentlich besser als erwartet, da ich ja in einer Krisensituation gekommen bin. Ich habe mich einerseits über die wissenschaftliche Leistung orientiert. Da passiert für eine nicht-öffentliche Universität sehr viel, wie auch die Ergebnisse der Standortanalyse zeigen. Andererseits habe ich die Menschen kennengelernt und mich mit den relevanten Stakeholdern getroffen, das waren auch größtenteils positive Erfahrungen. Zusammenfassend kann ich sagen: Das meiste läuft gut. Natürlich kann man wie in jeder Organisation etwas optimieren. Zudem habe ich versucht, eine intensive Kommunikationskultur nach innen und außen aufzubauen, um faktenbasiert zu zeigen, was die UMIT TIROL ist und was sie leistet. Da hat ein Informationsdefizit bestanden, das wollen wir verbessern. Wie positioniert sich die UMIT TIROL in der nationalen und internationalen Forschungslandschaft? STECKEL: Es gibt Institute wie jenes von Uwe Siebert, die sehr international orientiert sind – er hat aber auch nationale Kooperationen. In den anderen Bereichen gibt es viele nationale Forschungsprojekte. Die UMIT TIROL ist in allen mir bekannten Forschungsförderungseinrichtungen vertreten, Projekte werden überall, und das erfolgreich, eingereicht. Auch die Standortanalyse zeigt, dass die UMIT TIROL sehr forschungsstark ist, etwa bei den EU-Projekten. Nach der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck liegt sie unter den Tiroler Hochschulen im Bereich der Grundlagenforschung an dritter Stelle. Für Tirols Unternehmen sind Forschungskooperationen wichtig. Ist die UMIT TIROL dafür ein Partner? STECKEL: Da ist durchaus viel los. Es gibt Kooperationen mit den wichtigsten Unternehmen, seien es MED-EL oder die INNIO Group, was weitgehend unbekannt ist. Zusammenarbeit gibt es aber nicht nur mit technischen Unternehmen, andere Beispiele wären die tirol kliniken und entsprechende einschlägige Gesundheitsinstitutionen. Eine zentrale Aufgabe von Universitäten ist eine qualitativ hochwertige Ausbildung nach internationalen Standards. Kann dies eine, mit Verlaub, eher kleine Privatuniversität gewährleisten? STECKEL: Sie kann es insofern, als sie eine wissenschaftliche Einrichtung ist. Das heißt, sie hat Institute, die in ihren jeweiligen Bereichen forschen. In der Lehre sind auch keine Großgruppen zu bewältigen. Das gibt es an der UMIT TIROL nicht. Das hat den Vorteil, dass man mit den Studierenden wesentlich intensiver arbeiten kann. Daher sind die Möglichkeiten einer hochqualitativen Lehre gegeben. Natürlich hängt es immer von den Fähigkeiten der jeweiligen Person ab. Fotos: Andreas Friedle Rudolf Steckel, 1957 in Bludenz in Vorarlberg geboren, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck, wo er sich 1994 auch habilitierte. Im Jahr 2003 wurde er zum Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre ans Institut für Rechnungswesen, Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung berufen, 2023 trat er in den Ruhestand. Seit Oktober 2024 ist Steckel interimistischer Rektor der Privatuniversität UMIT TIROL. „ In ruhige Gewässer führen Rudolf Steckel, interimistischer Rektor der Privatuniversität UMIT TIROL, über seine ersten Eindrücke im Haus, die Positionierung der Universität in Forschung und Lehre sowie die Sicht eines Betriebswirts auf das Budget.
5 UMIT TIROL [campus] FORSCHUNG, LEHRE & UNIVERSITÄT Gibt es auch interne Maßnahmen, um die Qualität in der Lehre zu gewährleisten? STECKEL: Da gibt es einige. Die UMIT TIROL verleiht jedes Jahr einen Lehrepreis. Weiters bieten unsere internen Einrichtungen ZLD – Zentrum für innovative Lehre und Didaktik und Arbeitsgemeinschaft für Hochschuldidaktik zahlreiche Veranstaltungen an, die es unseren Lehrpersonen ermöglichen, sich didaktisch laufend auf höchstem Niveau zu halten. Im Gegensatz zu öffentlichen Universitäten muss die Lehre an der UMIT TIROL zertifiziert werden. STECKEL: Ja, durch die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria, die AQ Austria. Jeder Studiengang muss von ihr zertifiziert werden, es muss jährlich berichtet werden. Das ist ein zusätzliches Qualitätsmerkmal. Von Ihrer Profession her sind Sie Betriebswirt. Wie gut wirtschaftet in Ihren Augen die Privatuniversität UMIT TIROL? STECKEL: Vorweg muss man berücksichtigen, dass es Unterschiede in der Finanzierung gibt. Die UMIT TIROL lebt einerseits von Basisförderungen des Landes Tirol, andererseits von einer Eigenfinanzierung. Diese liegt bei 40 bis 50 Prozent. Das ist unser Budget, das wir einhalten müssen. Öffentliche Universitäten bekommen ihre Pauschalfinanzierung über den Bund, zusätzlich gib es Drittmittel zum Beispiel über eingeworbene Projekte. Diese sind aber prozentmäßig geringer als jene der UMIT TIROL, das gilt für alle öffentlichen Universitäten in Österreich. Gäbe es zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten? STECKEL: Ja, ihnen sind aber Grenzen gesetzt. Eine schwere, aber nicht unmögliche Möglichkeit wären Sponsoren oder Spenden. Wichtig dabei ist, dass deren Ruf passt und man in irgendeiner Form eine Gegenleistung, auch ideeller Natur, bringen kann. Bei zusätzlichen Projekten, die man einwirbt, muss man irgendwann die Personalressourcen berücksichtigen – die sind bei qualitativ hochstehender Forschung nicht die billigsten. Inwieweit bildet die UMIT TIROL für den Tiroler Arbeitsmarkt aus? STECKEL: In sämtlichen Gesundheitsinstitutionen der Region wird man immer, und meistens in hohen Positionen, Absolvent*innen der UMIT TIROL treffen. Aber auch bei Industriepartnern wie MED-EL, der INNIO Group oder Siemens findet man ehemalige Projektmitarbeiter*innen aus unserem Haus. Im wissenschaftlichen Bereich müssen wir eine Balance finden zwischen Halten und Weggehen, auch um Verknüpfungen zu anderen wissenschaftlichen Einrichtungen aufzubauen. Was wollen Sie in Ihrer Zeit noch erreichen? STECKEL: Ich glaube, dass die Zukunft der UMIT TIROL von der Gesellschafterebene außer Frage gestellt ist. Das war mir sehr wichtig. Weiters möchte ich die wirtschaftliche Seite der UMIT TIROL möglichst gut gestalten und diverse Punkte der Standortanalyse – Stichwort Doppelungen im Angebot – gut ausdiskutieren. Insgesamt soll die UMIT TIROL nach mir ruhiger durch die Gewässer fahren als bisher. Die Standortanalyse zeigt, dass die UMIT TIROL sehr forschungsstark ist, etwa bei den EU-Projekten. Nach der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck liegt sie unter den Tiroler Hochschulen im Bereich der Grundlagenforschung an dritter Stelle. Rudolf Steckel „
UMIT TIROL [campus] 6 FORSCHUNG, LEHRE & UNIVERSITÄT Die Privatuniversität UMIT TIROL fußt auf den beiden Säulen Gesundheit und Technik und stellt sich als moderne Universität aktuellen Herausforderungen. Träger der Universität sind das Land Tirol (90 Prozent) und die Universität Innsbruck (10 Prozent). Die Universität UMIT TIROL ist durch die AQ Austria – Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria akkreditiert und muss sich in regelmäßigen Abständen externen Qualitätssicherungsverfahren nach nationalen und internationalen Standards unterziehen. Die Hochschule im Fokus Als moderne Gesundheitsuniversität hat sich die Tiroler Privatuniversität UMIT TIROL auf die neuen Berufs- und Forschungsfelder und damit auf die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen und in der Technik spezialisiert. UMIT TIROL – Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und -technologie Gründungsjahr: 2001 Akkreditierung: 2001 bis 2006, 2006 bis 2011, 2011 bis 2016, 2016 bis 2022, 2022 bis 2028 Profil: Die Profilbereiche der Privatuniversität UMIT TIROL sind Health Technology, Health Sciences, Sportmedizin & Prävention mit den Profilschwerpunkten Medizinische Informatik, Medizintechnik mit Mechatronik/Elektrotechnik, Public Health, Gesundheitsmanagement und -ökonomie, Health Data Science, Pflegewissenschaft, Psychologie, Sportmedizin, Gesundheitstourismus, Prävention und Gesundheitsförderung „ Fotos: UMIT TIROL
7 UMIT TIROL [campus] FORSCHUNG, LEHRE & UNIVERSITÄT In den Profilschwerpunkten Medizinische Informatik, Medizintechnik mit Mechatronik/Elektrotechnik, Public Health, Gesundheitsmanagement und -ökonomie, Health Data Science, Pflegewissenschaft, Psychologie, Sportmedizin, Gesundheitstourismus, Prävention und Gesundheitsförderung bietet die Privatuniversität UMIT TIROL in jenen Bereichen, die sich im modernen Gesundheitswesen und in der Gesundheitstechnologie als von zunehmend größerer Bedeutung erwiesen haben, Bachelor-, Master- und Doktoratsstudien und Universitätslehrgänge an. Ergänzt wird das qualitativ hochwertige universitäre Ausbildungsangebot durch zahlreiche Weiterbildungsangebote im Rahmen der UMIT TIROL Academy. In enger Kooperation mit den Tiroler Hochschulen und mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen bietet die UMIT TIROL Forschung und Lehre auf höchstem Niveau. International anerkannte Professor*innen und Lehrende, modernste Infrastruktur und ein qualitativ hochwertiges Studienangebot machen die Tiroler Privatuniversität zu einer Universität mit Vorzeigecharakter. Die Universität UMIT TIROL legt großen Wert auf eine intensive Ausbildung und auf engen persönlichen Kontakt mit den Studierenden und den Lehrpersonen. Dementsprechend werden beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium mit individueller Betreuung geboten. Kleine und überschaubare Studiengruppen stellen eine universitäre Lehre auf höchstem Niveau sicher. Der Student Service garantiert beste Betreuung während der gesamten Studienzeit, dies hat zur Folge, dass sich die Studierenden voll und ganz auf ihre Studien konzentrieren können. Sichtbares Ergebnis sind niedrige Drop-out-Raten und minimale Studiendauer. Aufgrund der Organisation der Lehrveranstaltungen ist es Studierenden der Präsenzstudien möglich, während des Studiums einer begrenzten Arbeitstätigkeit nachzugehen bzw. das Studium berufsbegleitend zu absolvieren. Die akademischen Abschlüsse der Studien an der Tiroler Privatuniversität UMIT TIROL sind aufgrund der Akkreditierung durch die AQ Austria – Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria international anerkannt und mit dem Qualitätssiegel der AQ Austria versehen. Dieses Qualitätssiegel darf nur von akkreditierten österreichischen Privatuniversitäten verwendet werden. Das Siegel macht den durch die Akkreditierung erlangten rechtlichen Status und den hohen Qualitätsstandard, der durch das strenge behördliche und an internationalen Standards orientierte Akkreditierungsverfahren garantiert ist, sichtbar. Auf Basis des Leitbildes Lehre an der UMIT TIROL verpflichtet sich die Privatuniversität zu qualitativ hochwertiger Lehre sowie deren Weiterentwicklung. Eine hohe Qualität der Lehre ist eine der Kernsäulen der Privatuniversität UMIT TIROL. In diesem Zusammenhang wird vom Zentrum für innovative Lehre und Didaktik (ZLD) der UMIT TIROL ein breites Angebot zur Verfügung gestellt, welches die Innovationsfähigkeit und die Weiterentwicklung von Lehre und Didaktik gewährleistet. Einmal jährlich wird als Ausdruck für die Wertschätzung und Anerkennung guter Lehre sowie des Engagements der Lehrenden an der UMIT TIROL der Lehrepreis vergeben. Mitarbeiter*innen: ca. 250 (ca. 148 VZÄ) in Lehre, Forschung, Projekten & Verwaltung Studierende: ca. 1. 250 Studierende in Studien mit akademischem Abschluss; ca. 6. 600 Absolvent*innen seit 2002, davon ca. 400 Promotionen Budget 2022/23: ca.19 Millionen Euro • Seit Gründung der UMIT TIROL im Jahr 2002 wurden vom Land Tirol 100 Millionen Euro an Förderungen zur Verfügung gestellt und Eigenerlöse in der Höhe von 120 Millionen Euro erwirtschaftet. • Eigenfinanzierungsquote seit Gründung 54,5 % Forschungsprojekte: Von den Forscher*innen der Tiroler Privatuniversität UMIT TIROL werden aktuell 120 nationale und internationale Forschungsprojekte mit einem mehrjährigen Gesamtprojektvolumen von ca. 11,5 Millionen Euro bearbeitet. Davon sind 16 EU-Projekte (4 davon Erasmus+). „
UMIT TIROL [campus] 8 HOCHSCHULSTANDORT Tirol zählt acht Universitäten und Hochschulen, die nicht nur als Bildungsinstitutionen, sondern auch als Motoren für Innovation und Forschung eine zentrale Rolle für den gesamten Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort spielen. Gemeinsam bilden sie einen Schlüsselbereich für die Zukunft des Landes, indem sie hochqualifizierte Absolventinnen und Absolventen ausbilden, Forschungsprojekte durchführen und durch ihre Netzwerke zur globalen Wissenschaftskommunikation beitragen. Die Tiroler Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele würdigt die herausragende Arbeit der Tiroler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Wissenschaft ist der Motor des Fortschritts. In Tirol können wir besonders stolz auf die Leistungen unserer engagierten Hochschulen sein.“ Welche Bedeutung haben die acht Universitäten und Hochschulen für Tirol? CORNELIA HAGELE: Die Hochschulen Tirols sind nicht nur Bildungsstätten, sondern entscheidende Akteure in der Förderung von Forschung und Innovation. Mit Foto: Land Tirol/Sedlak Tirol als zukunftsorientierter Wissenschaftsstandort Cornelia Hagele, Tiroler Landesrätin für Wissenschaft und Forschung, über die Tiroler Hochschulen als Motoren für Innovation und Forschung, die Bedeutung der Nachwuchsförderung und die Rolle der UMIT TIROL in der Hochschullandschaft. Cornelia Hagele (* 1975) studierte Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck und promovierte 2001. Ihre politische Karriere startete sie als Vizebürgermeisterin der Marktgemeinde Telfs (2016–2022), von 2018 bis 2022 war sie Abgeordnete zum Tiroler Landtag. Seit 2022 ist Hagele Mitglied der Tiroler Landesregierung und als Landesrätin zuständig für Wissenschaft, Forschung, Bildung, Pflege und Gesundheit. „
9 UMIT TIROL [campus] HOCHSCHULSTANDORT etwa 40.000 Studierenden bieten diese Institutionen ein breites Spektrum an Studiengängen und spezialisieren sich auf verschiedene Disziplinen. Diese hohe Dichte an akademischen Einrichtungen macht Tirol über seine Grenzen hinaus zu einem bedeutenden Hochschulstandort. Die Studierenden kommen neben Tirol auch aus benachbarten Bundesländern, aus Deutschland sowie Südtirol zu uns und tragen aktiv zur regionalen Entwicklung, zur wissenschaftlichen Forschung und technologischen Innovation bei. Wo liegen die wissenschaftlichen Stärken des Hochschulstandorts Tirol? HAGELE: Tirol hat sich vor allem in den Bereichen Quantenforschung, Medizin und Gesundheitswissenschaften, Tourismuswissenschaften, technischen Wissenschaften und Life Sciences einen Namen gemacht. Beispielsweise belegt die Universität Innsbruck im aktuellen Shanghai-Fächer-Ranking im Bereich Hospitality & Tourism Research den ersten Platz in der EU und weltweit den 23. Rang. Was sind in Ihren Augen die größten Herausforderungen? HAGELE: Trotz des Erfolgs und der Exzellenz der Tiroler Hochschullandschaft gibt es natürlich auch Herausforderungen. Der internationale Wettbewerb zählt insbesondere dazu. Deshalb sind vor allem die Förderung von innovativen Forschungsprojekten und von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern entscheidend, um mit globalen Spitzenstandorten mithalten zu können. Auch die enge Verknüpfung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft muss verstärkt werden, um Synergien besser zu nutzen und die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit am Standort Tirol weiter zu stärken. Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die enge Zusammenarbeit der Hochschulen am Standort? HAGELE: Eine besondere Stärke des Standorts liegt in der interdisziplinären Zusammenarbeit. Sie ermöglicht es den Institutionen, Ressourcen zu bündeln und Synergien zu schaffen. In diesem Zusammenhang dient die Tiroler Hochschulkonferenz als eine wichtige Plattform zur institutionellen Zusammenarbeit. Innovative Projekte gehen oft aus interdisziplinären Zusammenarbeiten hervor, weshalb Kooperationen nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung von Bedeutung sind. Wie unterstützt das Land Tirol die nachhaltige Weiterentwicklung des Hochschulstandorts Tirol? HAGELE: Das Land Tirol fördert aktiv die Weiterentwicklung des Hochschulstandorts durch verschiedene Maßnahmen und Förderprogramme. Ein zentrales Element stellt das Wissenschaftsförderungsprogramm dar. Diese Mittel werden gezielt für Forschungsprojekte, die Förderung von Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforschern sowie für Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen und Tiroler Unternehmen verwendet. Ein kritischer Erfolgsfaktor für einen zukunftsfitten Hochschulraum sind motivierte, qualifizierte Nachwuchsforscherinnen und -forscher. Kann das Land Tirol junge Menschen, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben, auf ihrem Weg unterstützen? Und wenn ja, wie? HAGELE: Die Qualität und Innovationskraft unserer Hochschulen und Forschungseinrichtungen lebt vom Potenzial des wissenschaftlichen Nachwuchses. Deshalb legen wir großen Wert darauf, junge Talente frühzeitig zu fördern und ihnen die besten Voraussetzungen für ihre wissenschaftliche Laufbahn zu bieten. Mit der Tiroler Nachwuchsforscher*innenförderung investieren wir gezielt in junge Talente, um Tirol als Spitzenstandort für Forschung und Wissenschaft zu sichern. Welche Rolle spielt die UMIT TIROL in der Tiroler Hochschullandschaft? HAGELE: Die UMIT TIROL hat sich als Akteur im Bereich der Gesundheitswissenschaften positioniert und ist in die internationale Wissenschaftslandschaft eingebunden. Ihr Fokus liegt insbesondere auf angewandter Forschung in Bereichen wie Public Health und medizinische Technologien. Wie sieht die Zukunft des Tiroler Hochschulstandorts aus? HAGELE: Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Lehr- und Forschungsangeboten sowie die verstärkte Vernetzung der Hochschulen positionieren Tirol als einen dynamischen und zukunftsorientierten Wissenschaftsstandort. Besonders wichtig ist dabei die gezielte Förderung von Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforschern sowie die Internationalisierung der Forschungslandschaft, um im globalen Wettbewerb um Spitzenwissenschaftler*innen und -projekte erfolgreich zu bleiben. Durch die Förderung industrienaher Dissertationen streben wir zudem an, die Brücke zwischen akademischer Forschung und industriellen Anwendungen weiter zu stärken. Darüber hinaus möchten wir durch die Unterstützung von Start-ups und Spin-offs dafür sorgen, dass talentierte Absolvent*innen in Tirol bleiben und ihr Wissen aktiv zur Entwicklung der regionalen Wirtschaft beitragen. Die acht Hochschulen Tirols sind nicht nur Bildungsstätten, sondern entscheidende Akteure in der Förderung von Forschung und Innovation. Mit etwa 40.000 Studierenden bieten diese Institutionen ein breites Spektrum an Studiengängen und spezialisieren sich auf verschiedene Disziplinen. Diese hohe Dichte an akademischen Einrichtungen macht Tirol über seine Grenzen hinaus zu einem bedeutenden Hochschulstandort. Cornelia Hagele „
UMIT TIROL [campus] 10 MEDIZINISCHE INFORMATIK Im Gesundheitsbereich ist die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken, im Gegenteil, sie schreitet ständig voran: elektronische Krankenakte, Dokumentenmanagementsysteme, Online-Terminvereinbarungen, Apps für die Messung von Gesundheitsdaten, E-Rezept, Videosprechstunden, Telemedizin … Die Digitalisierung ermöglicht es auch, Patient*innen verstärkt in den Behandlungsprozess einzubinden. Sogenannte Patient*innenportale sollen als webbasierte Plattformen Patientinnen und Patienten die sichere Möglichkeit geben, online auf ihre von Krankenhäusern oder Arztpraxen bereitgestellte Daten – etwa Arztbriefe, Laborwerte oder Befunde – zuzugreifen. Darüber hinaus können Patient*innenportale auch weitere Funktionen erfüllen, etwa für die sichere Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Patient*innen oder für Terminerinnerungen. „Oder als Navigationshilfe“, nennt Michelle Bindel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medizinische Informatik der Privatuniversität UMIT TIROL, ein weiteres Beispiel: „Fast jeder hat sein Smartphone immer dabei. Krankenhäuser könnten daher Patient*innenportale nutzen, um auf ihnen zu zeigen, wie man z. B. von einem Gebäude zum anderen, von einem Behandlungsraum zum anderen kommt.“ Die Möglichkeiten und der potenzielle Nutzen führen dazu, dass in vielen Ländern der Aufbau von Patient*innenportalen forciert wird: In Deutschland etwa sieht das Krankenhauszukunftsgesetz vor, dass Krankenhäuser bis 2025 über ein Patient*innenportal verfügen müssen bzw. dabei sind, eines zu implementieren – ansonsten drohen finanzielle Kürzungen. Folglich tummeln sich viele Anbieter für Patient*innenportallösungen am Markt . Doch wie wirken sich Patient*innenportale eigentlich aus? Beeinflussen sie die Patient*innenzufriedenheit? Bringen sie mehr Effizienz? Führen sie zu mehr Wissen über medizinische Risikofaktoren? Steigern sie gesundheitsbezogene Outcomes? Nur wenig bis gar nicht – zu diesem Schluss kommt eine im Jahr 2020 von Elske Ammenwerth, Leiterin des Instituts für Medizinische Informatik, und UMIT TIROL-Kolleg*innen durchgeführte Cochrane Review. Das Ergebnis dieser systematischen Übersichtsarbeit über relevante Forschungsarbeiten zum Thema sei durchaus ernüchternd, räumt Michelle Bindel ein, verweist aber auf einen Aspekt aller analysierten Forschungsarbeiten: „Es handelte sich um RCTs, randomisierte kontrollierte Studien.“ RCTs sind der Goldstandard in der Medizin, mit ihnen wird etwa die Wirkung eines neuen Medikaments im Vergleich zu einem etablierten oder einem Placebo nachgewiesen. Diese eindeutige Ursache-Wirkung-Beziehung sei aber bei einem Patient*innenportal, bei dem technische, organisatorische und soziale Komponenten eine Rolle spielen, nicht gegeben. „Von zehn Menschen nutzt es jeder anders,“ sagt Bindel. Insofern ist sie überzeugt, dass eine andere Analysemethode eine differenzierte Evaluierung ermöglichen und zudem die Implementierung und Nutzung von Patient*innenportalen optimieren könnte. Die Methode ihrer Wahl ist die Programmtheorie. Anders als ihr Name vermuten lässt, entstammt die Programmtheorie nicht der Informatik, sondern den Sozialwissenschaften und begründet im Detail, wie durch die Implementierung eines Programms Probleme bearbeitet und Ziele erreicht werden sollen. „Angewandt wird sie zum Beispiel bei der Umsetzung von bildungspolitischen Programmen“, erklärt Bindel. Zentrale Bestandteile der Programmtheorie sind unter anderem die Theory of Change (ToC) – ein methodischer Ansatz, mit dem die Schritte identifiziert und genau beschrieben werden, mit denen gewünschte Veränderungen in einem bestimmten Kontext erreicht werden sollen – und das Logic Model, das Wirkmodell: die visuelle Darstellung der Komponenten eines Programms oder einer Intervention und Nicht an der Realität vorbei Webbasierte Patient*innenportale bieten Patient*innen einen sicheren Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten und sollen die Patient*innenzufriedenheit erhöhen. Ob dies auch zutrifft, kann mit gängigen Methoden nur unzureichend erforscht werden. Michelle Bindel wählt daher einen anderen Weg – das Wirkmodell. Fotos: Andreas Friedle Unser Ziel ist es, mit dem Wirkmodell die organisatorischen Prozesse eines Patient*innenportals und die Menschen dahinter so genau wie möglich abzubilden. Michelle Bindel „
11 UMIT TIROL [campus] MEDIZINISCHE INFORMATIK ihrer Beziehungen zueinander. „Wir wollen diesen Ansatz auf Patient*innenportale anwenden, der Fokus liegt dabei auf den Nutzen für Patientinnen und Patienten“, erläutert Bindel ihr Forschungsprojekt, das für drei Jahre durch die Tiroler Nachwuchswissenschaftler*innenförderung (TNF) unterstützt wird. Was muss ein Patient*innenportal bieten/können, um die Zufriedenheit, das Gesundheitsbewusstsein, die Eigenverantwortung etc. zu steigern? Wie benutzerfreundlich muss es aufgebaut sein, dass es von allen Beteiligten einfach zu bedienen ist? Welche Begleitmaßnahmen müssen gesetzt werden, damit es auch tatsächlich genutzt wird? „Mit Hilfe eines Wirkmodells wollen wir strukturelle Barrieren identifizieren“, sagt Bindel. In einem ersten Schritt soll mit Hilfe bestehender wissenschaftlicher Literatur ein Grundmodell aufgebaut werden. Als zweiter Schritt sollen bestehende Patient*innenportale analysiert und Menschen, die damit arbeiten, befragt werden, um das Grundmodell zu prüfen, zu verfeinern oder zu ergänzen. Den Schlusspunkt, so Bindel, soll ein validiertes Wirkmodell bilden, das bei der Implementierung eines Patient*innenportals Unterstützung bietet. Aber auch schon im laufenden Betrieb. Das Wirkmodell, ist Bindel überzeugt, könnte Antworten geben, warum Kund*innen und/oder Mitarbeiter*innen mit Patient*innenportalen nicht zufrieden sind und sie nicht nutzen, warum sie nicht die erhoffte Wirkung erzielen, warum sie an der Realität vorbei entwickelt wurden. „Unser Ziel ist es, mit dem Wirkmodell die organisatorischen Prozesse so genau wie möglich abzubilden. Und auch die Menschen dahinter, denn man kann sie nicht einfach in neue Prozesse pressen“, sagt Bindel. Eben nicht an der Realität vorbei. Michelle Bindel geht in ihrer Dissertation der Frage nach, ob die Programmtheorie, insbesondere eine Kombination aus Theory of Change und Logic Models, angewendet werden kann, um – am Beispiel von Patient*innenportalen – die Auswirkungen komplexer IT-Interventionen im Gesundheitsbereich zu verstehen und zu erklären. Bindel ist seit 2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medizinische Informatik der Privatuniversität UMIT TIROL. Das Institut bildet mit vier weiteren Instituten und einer Division das Department für Biomedizinische Informatik und Mechatronik. „
UMIT TIROL [campus] 12 AUTOMATISIERUNGS- UND REGELUNGSTECHNIK Motorenbasierte Anlagen spielen in Jenbach, einer kleinen Marktgemeinde im Tiroler Unterinntal, schon seit mehr als 65 Jahren eine zentrale Rolle. Mit seinen über 2.000 Mitarbeiter*innen bildet der Standort Tirol die Unternehmenszentrale der INNIO Group und ist gleichzeitig die Hauptproduktionsstätte der Jenbacher Gasmotoren. Die Motoren – ihre Leistung reicht von 250 kW bis 10,6 MW – können mit einer breiten Palette an Energieträgern betrieben werden, von Pipelinegas und grünem Wasserstoff bis hin zu anderen erneuerbaren Gasen wie Biomethan, Deponiegas, Klärgas und Sondergasen wie etwa Synthesegas. Eingesetzt werden die Tiroler Hightechprodukte in der ganzen Welt – bislang wurden mehr als 27.500 Jenbacher Motoren in über 100 Länder geliefert. Gasmotoren spielen aber auch im knapp 25 Kilometer entfernten Hall in Tirol eine wichtige Rolle. Am Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik der Privatuniversität UMIT TIROL stehen sie seit mehr als zehn Jahren im Zentrum intensiver Forschungsarbeit. Dabei haben die Forscher*innen rund um Institutsleiter Frank Woittennek die Motorregelung und die Regelung des Kühlkreislaufs speziell im Fokus. In Blickrichtung Energiewende werden motorische Anlagen vermehrt zur Netzstabilisierung und Spitzenlastabdeckung herangezogen (Netzparallelbetrieb), ebenso für die Versorgung lokal abgegrenzter Stromnetze z. B. für Rechenzentren in abgelegenen Gebieten (Inselbetrieb). Gasmotoren, so Woittennek, eignen sich für diese Anforderungen besonders, „da sie sehr flexibel sind, gerade wenn es schnell von Null auf Volllast und wieder retour gehen soll.“ Diese Flexibilität verlangt allerdings eine optimierte Regelung des Motors, um bestmögliche Leistung und geringen Emissionsausstoß zu erzielen. In einem ersten, von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützten Projekt (2012–2015), konnte der damalige UMIT TIROL-Forscher und heutige INNIO-Mitarbeiter Johannes Huber eine modellbasierte Regelung entwickeln, mit welcher der Motor schneller auf die gewünschte Leistung bzw. Drehzahl kommt als mit der Standardregelung. Zudem verursacht der Motor daOptimale Regelung Forscher*innen des Instituts für Automatisierungs- und Regelungstechnik arbeiten gemeinsam mit dem Jenbacher Team der INNIO Group an der Optimierung von motorenbasierten Technologien. Verbesserungen für Regelung und Kühlkreislauf wurden schon umgesetzt, zur Zeit liegt der Fokus auf der Abgasnachbehandlung. Foto: INNIO Group
13 UMIT TIROL [campus] AUTOMATISIERUNGS- UND REGELUNGSTECHNIK bei weniger Emissionen. „In einem Nachfolgeprojekt, ebenfalls von der FFG gefördert, befasste sich unser Mitarbeiter Simon Bachler, der inzwischen ebenfalls bei der INNIO Group arbeitet, mit dem Kühlkreislauf“, erzählt Woittennek. Zwei weitere FFG-Projekte folgten, in denen sich ein Team rund um UMIT TIROL-Forscher Jens Wurm mit der Regelung der Abgasnachbehandlung beschäftigte. Die Einhaltung unterschiedlicher aktueller und zukünftiger Abgasgrenzwerte einerseits, mehr Kosteneffizienz bei den Katalysatorsystemen andererseits sind das Ziel. „Am kritischsten sind die Übergänge zwischen verschiedenen Leistungsstufen und beim Start – da emittieren die Motoren am meisten“, sagt Woittennek. Der gewünschte flexible Einsatz von Gasmotoren ist also die größte Herausforderung, wenn es um die Abgasnachbehandlung geht. Folglich mussten die Forscher viel in physikalische Grundlagenarbeit investieren – die Basis für die weitere grundlegende Modellierung, Erstellung eines Algorithmus, Softwareadaption und, so Wurm, „viele Simulationen“. Notwendige Vorarbeit, ehe die Ergebnisse an einem Jenbacher Versuchsmotor der INNIO Group getestet werden konnten. „Man kann nicht jeden Algorithmus sofort an einem Versuchsmotor testen. Erstens werden diese intensiv genutzt, zweitens ist es teuer“, erläutert Woittennek, dessen Team schon am nächsten FFG-Projekt beteiligt ist. In InPECT verfolgt Institutsmitarbeiter Stefan Pichler einen rein datenbasierten Ansatz – weniger mittels physikalischer Grundlagen, sondern mit Hilfe von maschinellem Lernen sollen neue Algorithmen erstellt werden. „Aufgrund unseres Vorwissens können wir dann schon in der Simulation beurteilen, wie diese Ansätze funktionieren“, sagt Woittennek. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle, unter anderem die notwendige Rechenleistung. Denn wenn ein KI-basierter, meist ressourcenintensiver Algorithmus am Laptop oder PC läuft, heißt das noch nicht, dass er vor Ort eingesetzt werden kann. „Industriesteuerungen stehen weder diese Rechenleistung noch Speicherkapazität zur Verfügung“, erklärt Jens Wurm. Unter der Leitung von Frank Woittennek forschen Mitarbeiter*innen des Instituts für Automatisierungs- und Regelungstechnik gemeinsam mit dem Jenbacher Team der INNIO Group seit 2012 an der Verbesserung der Regelung des Kühlkreislaufs und der Abgasnachbehandlung von Gasmotoren. Die Kooperation wurde durch bislang fünf FFG-Projekte gefördert: Adaptive Regelung 2012–2015, INNUIT 2015–2018, MoReNe 2018–2021, MoRSE 2021–2024, InPECT seit 2024. „
UMIT TIROL [campus] 14 FORSCHUNG, LEHRE & UNIVERSITÄT ÖPUK-Vorsitzender Martin Rummel zu Gast Martin Rummel, Vorsitzender der Österreichischen Privatuniversitätenkonferenz (ÖPUK), traf sich im März mit Rudolf Steckel, interimistischen Rektor der UMIT TIROL, zum Gedankenaustausch. Im Gespräch, so Steckel, ging es „um eine noch engere Zusammenarbeit unserer Privatuniversität mit der ÖPUK“. Vereinbart wurde auch, dass die Generalversammlung der ÖPUK im Herbst an der UMIT TIROL stattfinden wird. Die ÖPUK ist die Interessenvertretung der 19 österreichischen privatrechtlich organisierten Universitäten und Hochschulen. Sie vertritt deren Anliegen gegenüber dem Gesetzgeber, der Öffentlichkeit, den Medien und anderen wichtigen Stakeholdern. Geförderter Nachwuchs Projekte von 56 jungen Forscher*innen aus allen acht Tiroler Hochschulen wurden 2025 mit der Tiroler Nachwuchsforscher*innenförderung ausgezeichnet, unter den prämierten Nachwuchswissenschaftler*innen finden sich auch acht Forscher*innen der Privatuniversität UMIT TIROL. Der interimistische Rektor der Privatuniversität UMIT TIROL, Rudolf Steckel, freut sich sehr über die Wertschätzung seitens des Landes: „Als forschungsstarke Universität sind wir laufend bemüht, unseren wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen optimale Rahmenbedingungen zu gewährleisten und unsere Studierenden schon während des Studiums in die Forschung einzubinden. Die Nachwuchsforscher*innen der UMIT TIROL, die heuer mit ihren eingereichten Projekten unterstützt werden, sind ein sichtbares Zeichen für die Qualität unseres wissenschaftlichen Nachwuchses.“ Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele ist es ein großes Anliegen, das wissenschaftliche Potenzial an den Tiroler Hochschulen zu nutzen: „Mit der Tiroler Nachwuchsforscher*innenförderung investieren wir gezielt in junge Talente, um Tirol als Spitzenstandort für Forschung und Wissenschaft zu sichern.“ Die ausgezeichneten Forscher*innen der UMIT TIROL sind: Marjan Arvandi (Zentrum f. Statistische Beratung u. Fortbildung), Michelle Bindel (Inst. f. Medizinische Informatik, mehr zu ihrer Arbeit siehe Seite 10), Jan Daniel Kellerer (Division f. Pflege- u. Gesundheitspädagogik), Anika Köck (Inst. f. Sport-, Alpinmedizin u. Gesundheitstourismus), Antonia Eberharter (Inst. f. Psychologie, mehr zu ihrer Arbeit siehe Seite 20), Nina Lorenzoni (Inst. f. Management u. Ökonomie im Gesundheitswesen), Luca Mayer (Inst. f. Automatisierungs- u. Regelungstechnik) und Karoline Schermann (Division f. Pflege- u. Gesundheitspädagogik). Fotos: UMIT TIROL Ausgezeichnete Lehrende Im Frühjahr 2025 wurden mit Michael Netzer (Institut für Medizinische Informatik), Daniela Händler-Schuster (Institut für Pflegewissenschaft) und Philipp Stang (Institut für Psychologie) drei Lehrpersonen mit dem Zertifikat für Professionelle Hochschullehre der Privatuniversität UMIT TIROL ausgezeichnet. Insgesamt sind damit bereits 26 Lehrpersonen der UMIT TIROL im Besitz dieses Zertifikates. „Die didaktische Expertise von Lehrpersonen ist generelle Voraussetzung, um die Zukunftsfähigkeit der Lehre an der UMIT TIROL dauerhaft sicherzustellen und weiterzuentwickeln. Die drei jetzt Ausgezeichneten stellen diese Expertise hervorragend und innovativ unter Beweis“, freute sich Rudolf Steckel, interimistischer Rektor der UMIT TIROL, mit den neuen Zertifikatsinhaber*innen. Sponsionsfeier an der UMIT TIROL Im Rahmen einer akademischen Feier an der Privatuniversität UMIT TIROL wurden im März 19 Bachelor-, Master- und Doktoratsstudierenden ihre Abschlussurkunden übergeben, darunter auch Verena Friedrich, Andrea Eiter und Hanna Bernögger, die das an der UMIT TIROL angebotene viersemestrige Master-Studium Advanced Nursing Practice abgeschlossen haben. Über die ersten drei Advanced Practice Nurses in den tirol kliniken freute sich auch Stefan Deflorian, Vorstand der tirol kliniken: „Sie können nun ihr erweitertes Fachwissen in den Bereichen Demenz und Delir, Transplantation sowie Alterstraumatologie zum Einsatz bringen und damit die Betreuung der Betroffenen weiter professionalisieren.“ ÖPUK-Vorsitzender Martin Rummel und Rudolf Steckel, interimistischer Rektor der UMIT TIROL (v. li.). Andrea Eiter, Hanna Bernögger und Verena Friedrich haben an der UMIT TIROL das Master-Studium Advanced Nursing Practice abgeschlossen, Stefan Deflorian, Vorstand der tirol klinken, gratulierte zum Studienabschluss (v. li.). Landesrätin Cornelia Hagele freute sich beim Festakt mit den vier der acht ausgezeichneten Nachwuchsforscher*innen Michelle Bindel, Anika Köck, Luca Mayer und Antonia Eberharter (v. re.).
15 UMIT TIROL [campus] Foto, generiert mit KI: AdobbeStock/ Andrii_Hrabchuk Im Kampf gegen den Klimawandel gewinnen erneuerbare Energien weltweit an Bedeutung, rund um den Globus gilt es aber auch, intakte Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu bewahren, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. „Unsere Forschung setzt genau an dieser Schnittstelle zwischen Klima- und Artenschutz an“, sagt Christof Happ, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mess- und Sensortechnik der Privatuniversität UMIT TIROL. Seine Arbeit ist rund um das Konfliktfeld zwischen Windkraftanlagen und Fledermäusen sowie Vögeln angesiedelt, ein Thema, das Institutsleiter Alexander Sutor 2017 an die UMIT TIROL gebracht hat. „Bei neuen Technologien wie der Windkraft gilt es immer zu beachten, welchen Schaden sie potenziell anrichten können“, sagt Sutor. Windkraftanlagen etwa stellen für Vögel und die europaweit unter Schutz stehenden Fledermäuse eine Gefahr dar, direkte Kollisionen oder das Barotrauma – Verletzungen der inneren Organe durch schnelle Wechsel des Luftdrucks – führen zu sogenannten Schlagopfern. Die Zahl jener so gering wie möglich zu halten und somit den Einsatz erneuerbarer Energie mit dem Artenschutz in Einklang zu bringen, ist Ziel zahlreicher wissenschaftlicher Projekte. So ist das Team der UMIT TIROL etwa an NatForWINSENT – gefördert vom deutschen Bundesamt für Naturschutz – beteiligt. „Dabei handelt es sich um ein Projekt zur Naturschutzbegleitforschung“, berichtet Happ. Den Forscher*innen steht dafür auf der Schwäbischen Alb ein eigenes Windenergietestfeld mit zwei Windkraftanlagen inklusive Messmasten zur Verfügung. Ein Aspekt des breit angelegten NatForWINSENT widmet sich dem Verhalten von Fledermäusen rund um Windkraftanlagen. Aktuelle Schutzmaßnahmen, so Happ, berücksichtigen nur einfache Modelle, um einen möglichst hohen Artenschutz bei geringen Energieeinbußen zu gewährleisten – „sowohl Anlagenbetreiber als auch Naturschützer*innen wollen mehr.“ Mehr Wissen ist daher notwendig, die UMIT TIROL liefert dafür die Flugbahndaten durch Stereo-Thermografie. „Für die 3D-Erfassung benutzen wir zwei Wärmebildkameras“, erzählt Happ. Dafür wurde eine eigene Methode entwickelt, um die weit auseinander positionierten Kameras mit Hilfe von Drohnen zu kalibrieren. „Von Mai bis Oktober 2024 konnten wir damit täglich die Flugbahnen der Fledermäuse aufzeichnen. Das ist ein weltweit einzigartiger 3D-Wärmebilddatensatz“, berichtet Sutor. Aktuell wird dieser mit an dem Projekt beteiligten Biolog*innen ausgewertet, um mehr über das Flugverhalten der Fledermäuse zu erfahren, daraus Rückschlüsse auf den Anlagenbetrieb zu ziehen und noch weniger Tiere zu gefährden. Genauere Daten erwartet sich Christof Happ zudem von der „Fledermaussaison“ 2025: „Die Windkraftanlagen am Testfeld können inzwischen in verschiedenen Betriebsmodi laufen. Wir können also beobachten, ob sich das Verhalten der Fledermäuse z. B. bei Volllastbetrieb ändert.“ Diese biologischen Frageklärungen seien wichtig, so das Team der UMIT TIROL, um in beiden Richtungen effizienter zu werden. Und das nicht nur am Land. „Manche Fledermausarten haben ein Zugverhalten wie Vögel und fliegen im Winter Richtung Süden. Dabei überqueren sie teilweise Meere und treffen auf Offshore-Windparks“, weiß Institutsmitarbeiterin Johanna Hetterscheidt. Hier würden noch entsprechende Daten fehlen, dazu kommen noch die viel größeren Anlagen, die mehr Luftschichten beeinflussen würden, deutet Christof Happ zukünftige Vorhaben des Instituts für Mess- und Sensortechnik an. Forschung an der Schnittstelle Eine an der Privatuniversität UMIT TIROL entwickelte Methode erfasst das Flugverhalten von Fledermäusen rund um Windkraftanlagen in 3D. Die Daten sollen die Koexistenz von Windkraft und Artenschutz verbessern. Windkraftanlagen stellen für Fledermäuse (und Vögel) eine Gefahr dar. Um diese so gering wie möglich zu halten, werden Gegenmaßnahmen getroffen, etwa das nächtliche Abschalten von Anlagen bei wenig Wind. „Einerseits wäre der Energieertrag gering, andererseits ist die Fledermausdichte groß“, weiß Christof Happ. Gemeinsam mit Kolleg*innen des Instituts für Mess- und Sensortechnik arbeitet er an Methoden, um das Flugverhalten von Fledermäusen zu erfassen. Die daraus gewonnenen Daten sollen zu noch besseren Artenschutzmaßnahmen führen. „ MESS- UND SENSORTECHNIK
UMIT TIROL [campus] 16 Fotos: Andreas Friedle Das Institut für Public Health, Medical Decision Making und Health Technology Assessment (HTA) der Privatuniversität UMIT TIROL ist aktuell Partner in zehn EU-Projekten, eine beeindruckende Anzahl. Wie kommt es dazu? UWE SIEBERT: Das ist in der Tat eine sehr erfreuliche Entwicklung. Sie beruht auf mehreren zentralen Faktoren, die uns zu einem gefragten Partner auf europäischer Ebene machen. Erstens: Die Themen, mit denen wir uns befassen – Public Health, Prävention, Gesundheitsförderung, Früherkennung, datenbasierte Entscheidungsfindung, evidenzbasierte Gesundheitspolitik und seit Kurzem auch Klimawandel und Gesundheit –, sind hochrelevant, wissenschaftlich wie gesellschaftlich. Zweitens: Unsere wissenschaftliche Arbeit steht für Qualität, Verlässlichkeit und methodische Sorgfalt. Genau das schätzen unsere Projektpartner. Und drittens: Public Health ist eine Multidisziplin – unsere Teammitglieder kommen aus Public Health, Medizin, Pflegewissenschaft, Epidemiologie, Biostatistik, Naturwissenschaften, Psychologie, Ökonomie, Rechtswissenschaft, Management usw. Das weckt breites Interesse in der Bevölkerung und bei Fördergebern. Die FFG gratulierte uns kürzlich dazu, dass wir wesentlich zur Stärkung und Sichtbarkeit Österreichs in der Forschungslandschaft beitragen. Auch für das Land Tirol ist das eine gute Nachricht: Jeder Euro aus öffentlichen Mitteln, der in unser Institut fließt, wird durch europäische Forschungsförderung auf das Drei- bis Vierfache vermehrt. Können Sie in kurzen Worten die Schritte einer Modellierung an einem konkreten Beispiel skizzieren? SIEBERT: Modellierungen fügen Daten aus verschiedenen Quellen systematisch und valide zusammen und liefern so umfassendere Erkenntnisse als einzelne klinische Studien. Nehmen wir die chronische Hepatitis C – auch Silent Killer genannt, da sie unbemerkt fortschreiten und unbehandelt zu Leberkrebs oder tödlichem Leberversagen führen kann. Modellierungen beginnen mit Fragen wie: Was bringt der breite Einsatz neuer, wirksamer, aber teurer Medikamente bei symptomfreien Infizierten langfristig für Betroffene und Gesellschaft? Wie sieht die Nutzen-Risiko-Kosten-Balance aus? Dafür entwickeln wir ein sogenanntes entscheidungsanalytisches Computermodell, das den Krankheitsverlauf unter verschiedenen Therapieoptionen abbildet – von der Progression ohne Therapie über die Ansprechrate mit Therapie bis zur Langzeitsterblichkeit. Das Modell speisen wir dann mit Daten aus Studien, Registern und Versorgungsstatistiken: Wie viele sind betroffen? Wie gut wirkt die Modellieren für Europa Uwe Siebert über die Kunst des Modellierens und die zahlreichen nationalen und internationalen Forschungskooperationen am Institut für Public Health, Medical Decision Making und Health Technology Assessment. Ein frühes Highlight war ONCOTYROL, ein großes Forschungsnetzwerk zu modernen Methoden der personalisierten Krebstherapie und -prävention. Es handelte sich um ein Konsortium aus zahlreichen nationalen und internationalen Partnern mit einem Fördervolumen von über 40 Millionen Euro. Ich sollte den Bereich HTA aufbauen und leiten. Wir setzten uns in einem hochkompetitiven Auswahlverfahren durch und wurden von der FFG gefördert. Wir konnten daraufhin mit exzellenten Wissenschaftler*innen der beiden Tiroler Universitäten zusammenarbeiten und mit HTA einen damals fehlenden, aber essenziellen Baustein zur Gesamtvision beitragen. Diese enge Kooperation mit den Tiroler Universitäten besteht bis heute. Uwe Siebert „ PUBLIC HEALTH, VERSORGUNGSFORSCHUNG & HTA
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